Themen
Arbeitsweise
Die Erarbeitung von normativen Regelungen, welche als eingeführte technische Baubestimmungen (ETB) verbindlich Anwendung finden sollen, erfolgt in mehreren Schritten. Hierbei begleitet die PRB den gesamten Prozess. Sie bringt ihre Positionen und Vorschläge in die Diskussion ein, setzt sich fundiert mit den Vorschlägen anderer auseinander und wägt mögliche Alternativen ab. Ziel dabei ist es, bereits so früh wie möglich Einfluss auf die Normenerarbeitung zu nehmen.
Anamnese, Diagnose und Therapie
Die PRB hat sich bei ihrer Arbeit mit den Eurocode-Texten an dem aus der Medizin bekannten Dreischritt aus Anamnese, Diagnose und Therapie angelehnt.
Im ersten Arbeitsschritt wurden ähnlich einer Anamnese Schwachstellen und Überregulierungen der jeweiligen Eurocodes zusammengetragen.
Danach wurde in einer Diagnose geprüft, inwieweit diese Defizite in der Praxis zu Problemen führen. Besonderes Augenmerk wurde auf die praktische Anwendbarkeit und auf Unstimmigkeiten in den Bemessungsvorschriften gelegt. Dies und Unklarheiten in der sprachlichen Formulierung der Norm wurden in Synopsen aufgezeigt.
In der Folge wurden praxisgerechte Verbesserungen und Vereinfachungen im Sinne einer Therapie erarbeitet. Bedarfsweise wurden die Auswirkungen der Vorschläge an konkreten Bauteilen in Vergleichsberechnungen untersucht und mit den Bemessungsergebnissen der aktuellen Fassungen der Eurocodes verglichen.
Die erarbeiteten Lösungsvorschläge münden in überarbeiteten und praxistauglicheren Textentwürfen für die verschiedenen Eurocodes, die die PRB zu den wichtigsten Eurocodes vorgelegt hat.
Grundsätze bei der Normungsarbeit
- Grundregeln der Mechanik
Bemessungsregeln müssen aus Modellen der Lastabtragung nach den Grundregeln der Mechanik entwickelt werden. Wo sich empirische Ansätze nicht vermeiden lassen, sind diese als solche zu kennzeichnen. - Praxisgerechte und nachvollziehbare Nachweiskonzepte
Die modernen Nachweisformate wurden mit einem Anspruch auf Exaktheit formuliert, welcher sich in der gebauten Realität nicht wiederfindet. Dies betrifft sowohl die Einwirkungs- als auch die Widerstandsseite. Rechenprozesse, die sich einer einfachen Handrechnung entziehen, sollen durch grafische und/oder tabellarische Auswertung einfach anwendbar gemacht werden. - Vielzahl an Einwirkungskombinationen reduzieren
Unübersichtlichkeit und Zeitaufwand entstehen derzeit insbesondere auch durch die Vielzahl der Einwirkungskombinationen. Für Standardfälle sollen die maßgebenden Einwirkungskombinationen auf ein Mindestmaß reduziert werden, die ggfs. auch einer globalen Sicherheitsbetrachtung zugänglich sind. - Optimierungsparameter reduzieren
Parameter, mit denen die Bemessung durch eine „genaue“ Anpassung an individuelle Rand-bedingungen optimiert wird, sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren. - Einheitliche Gliederung in allen Normen des konstruktiven Ingenieurbaus
Dadurch, dass sich unabhängig von der Bauweise die wesentlichen Regelungen immer in den gleichen Kapiteln der Normen finden, z. B. Werkstoffe immer Kapitel X, Nachweise immer Kapitel Y, etc., soll das Arbeiten mit den Normen erleichtert werden. - Durchgängigkeit der Regelungen über Baustoffgrenzen hinweg
Nachweise im Baugrund müssen mit denselben Lastkombinationen und mit denselben Sicherheitselementen geführt werden wie die Nachweise in der Baukonstruktion. - Vereinfachung der erforderlichen Heißbemessung
Vereinfachende Regelungen, mit denen eine ausreichende Feuerwiderstandsdauer durch geometrische Randbedingungen, Schlankheit und Ausnutzungsgrad nachgewiesen werden kann, sind anzustreben. - Verbesserung der handwerklichen Qualität und der Sprache der Normen
Die Vielzahl von Corrigenda und Neuauflagen von Normen infolge handwerklicher Fehler muss reduziert werden. Zudem muss die Sprache so exakt sein, dass Auslegungen eher die Ausnahme sind. - Reduzierung der NDP soweit möglich
National festlegbare Parameter (NDP) sind zu vermeiden. Kompromisse sind – auch deutscherseits – einzugehen. - Eurocodes repräsentieren den Stand der Technik, nicht der Wissenschaft
Normen müssen Ausdruck des allgemein anerkannten Stands der Technik sein, der zielsicher und wirtschaftlich erreichbar ist. Der von Einzelnen vertretene Stand der Wissenschaft ist Maßstab für Standardlösung ungeeignet und sollte daher in Normen grundsätzlich nicht wiedergegeben sein.